Die AIK, eine Demonstration in Rom und die Querfront
An die 1.500 Personen haben eine Unterstützungserklärung für die am 13. Dezember
in Rom stattfindende Solidaritätsdemonstration mit dem irakischen "Widerstand"
unterzeichnet. Unter den Unterstützern dieser vom "Campo Antiimperialista" organisierten
Demonstration befinden sich Rechtsextremisten, Holocaustleugner und Neofaschisten.
Die an der Vorbereitung dieser Demonstration maßgeblich beteiligte Antiimperialistische
Koordination (AIK) versuchte am 1.12. von ihrer nunmehr auch personellen Querfrontpolitik
abzulenken: "Die bürgerliche Rechte serviert eine Totalitarismustheorie, die Rechte schreit
Terrorismus, die parlamentarische Linke ruft 'Querfront', um ihr politisches Spiel weiter
treiben zu können und die eigene Basis gegenüber einer konsequenten Antikriegsbewegung zu
immunisieren. [...] Um eines klarzustellen: Das italienische Organisationskomitee ist kein
Geheimdienst. [...] Echte Faschisten werden weiter vom Aufruf heruntergenommen werden, aber
nicht jeder rechte Intellektuelle ist ein Faschist. Niemand der Genannten ist Mitglied einer
faschistischen Organisation, einige Namen sind schlecht recherchiert, andere waren Faschisten,
sind das aber heute nicht mehr."
Aus Österreich haben folgende Personen und Organisationen den Aufruf unterzeichnet: Willi Langthaler samt
seiner AIK und der Revolutionär Kommunistischen Liga, der Journalist Werner Pirker, Gerhard Drexler, der als
"Mitglied der KPÖ-Opposition" vorgestellt wird, Doris Höflmayer, Martin Weinberger, Natascha Zillner und Marco Oggianu.
Unterstützt wird die Demonstration auch von Serge Thion aus Paris. Dieser wurde am 1. November 2003 wegen
seiner holocaustleugnenden Aktivitäten vom CNRS Paris (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung)
abberufen. Er ist Mitarbeiter des Pariser Verlags La Vieille Taupe. Anfangs eine marxistische Zeitschrift mit
angeschlossener Buchhandlung, hat sich La Vieille Taupe zum führenden französischen Verleger der
Holocaust-Leugner entwickelt. 1980 veröffentlichte Thion in Frankreich "Vérité historique ou vérité politique",
das der rechtsextremistische Verlag der Freunde (Berlin) 1984 in einer erweiterten Fassung unter dem Titel
"Historische Wahrheit oder Politische Wahrheit. Die Macht der Medien: Der Fall Faurisson" publizierte. Thion
ist mittlerweile zu einem der Lieblingsautoren der internationalen Szene der Holocaustleugner geworden. Im
April 2001 hätte er auf der internationalen Konferenz neonazistischer und arabischer Holocaustleugner in
Beirut referieren sollen. Die Konferenz wurde jedoch von der libanesischen Regierung verboten. Thions Position
zu Israel, dem er schlicht das Recht zu existieren abspricht, deckt sich mit der Position der AIK, wobei diese
großzügigerweise den israelischen Juden und Jüdinnen ein Leben unter arabischer Herrschaft in Palästina zugesteht.
Der AIK-Bündnispartner Thion spricht hingegen offen aus, um was es geht. So schreibt er auf der neonazistischen
Homepage von Vrij Historisch Onderzoek (VHO): "Der einzig gerechte Frieden besteht darin, dass die Juden das Land
verlassen, so wie die Kreuzfahrer vor neunhundert Jahren nach einem Jahrhundert militärischer und politischer
Präsenz wieder das Land verlassen mussten."
Vor allem finden sich auf der Liste der Unterstützer italienische Neofaschisten, wie z. B. Alberto B. Mariantoni,
ein in Genf lebender Politologe und Journalist. Er nennt sich selbst "Kamerad", wie es halt Faschisten tun.
Mariantonis Texte finden sich auf Homepages italienischer Faschisten, wo er offen dem "Duce" huldigt und
dessen Weltanschauung als "sozialistisch" bezeichnet.
Mit dabei ist auch Enrico Galoppini, ein Holocaustleugner und Anhänger eines antijüdischen Bündnisses
zwischen politischem Islam und Faschismus. Galoppini arbeitet in mehreren sattsam bekannten neofaschistischen
Zeitschriften mit. Sein Buch "Il Fascismo e l'Islam" wurde 2001 im Verlag All'Insegna del Veltro veröffentlicht.
Dieser Verlag, zu dessen Leitern Galoppini gehört, propagiert die Soziale Republik Italien des Benito Mussolini,
den faschistischen Rumpfstaat von Nazi-Deutschlands Gnaden zwischen 1943 und 1945. Gallopinis Verlag verlegt u. a.
die Machwerke von Robert Faurisson und David Irving.
Konfrontiert mit diesen Tatsachen, stellte die AIK Galoppini einfach einen Persilschein aus: Dieser sei kein Faschist,
sondern ein "Antiimperialist und Antifaschist". Als "Arabist" publiziere Galoppini "in linken wie rechten Zeitschriften".
Auch an den übrigen Unterstützern mit neofaschistischem Hintergrund (u. a. Miguel Martinez, Autor in der rechtsextremen
Zeitschrift Orion, Tiberio Graziani, enger Mitstreiter von Claudio Mutti, einem der bedeutendsten intellektuellen Führer
des italienischen Neofaschismus, Biaggio Cacciola, vormaliger Kader des Fronte Nazionale, Giorgio Vitali, Mitbegründer der
neonazistischen Rinascita Nazionale, Maurizio Neri, Beteiligter am neofaschistischen Bombenterror der 1970-er und 80-er Jahre)
hat die AIK nichts auszusetzen. Die Fakten werden einfach geleugnet oder schöngefärbt. Gleichzeitig fühlt man sich aber
genötigt zu betonen, dass die als "angebliche[n] 'Faschisten'" bezeichneten Unterstützer nichts "mit dem Zustandekommen
des Aufrufes zu tun" haben und auf der Demonstration nicht sprechen werden.