Karl Pfeifer

Das österreichische Sozialforum als
Anhängsel der antisemitischen AIK?

Ausgerechnet für den 8. Mai rief die Initiative Gaza muss leben zum öffentlichen Gedenken an die angebliche "Massenvertreibung der Palästinenser" auf. Dass am Tag der Befreiung nicht nur Neonazis, sondern auch Islamisten und AntiimperialistInnen trauern, ist kein Zufall. Vielmehr ist der dahintersteckenden Antiimperialistische Koordination (AIK) und ihrem Dunstkreis eine gewisse Konsequenz nicht abzusprechen. Bereits 2003 war in einem Bericht über Rassismus und Antisemitismus in Österreich lesen: "Die AIK ist besonders aktiv dabei, Treffen, Demos und Veranstaltungen u. ä. zu organisieren und ist gefährlich, weil sie offen ein 'arabisches Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer' fordert - was die Vernichtung Israels als jüdischer Zufluchtsort bedeutet. Die Weltanschauung der AIK erscheint geprägt von Antisemitismus, Nationalismus, Schwarz-Weiß-Malerei, Personalisierungen und Verschwörungstheorien, Lobpreisungen und Gewaltverherrlichung. Außerordentlich bedenklich ist außerdem der offene Zuspruch seitens Neonazis und Rechtsextremer zur AIK." [1]

Diesen Zuspruch verdiente sich die AIK etwa durch die öffentliche Verteidigung von Ibrahim Alloush, einem fest im internationalen Neonazi-Netzwerk integrierten Holocaustleugner [2]. Aber auch die weltanschaulichen Positionen ihres Vordenkers Wilhelm Langthaler sind ganz nach dem Geschmack von Neonazis, die etwa dessen (gemeinsam mit Werner Pirker verfasstes) Machwerk "Ami go home!" positiv besprachen und sich über die "rechts-linken Schnittmengen" freuten [3]. Und weil sich die AntiimperialistInnen nicht länger um "schal gewordene Demarkationen zwischen links und rechts" [4] kümmern, haben sie heuer den Nakba-Tag - der in Israel von einem Teil der arabischen BürgerInnen am israelischen Unabhängigkeitstag (20. April 2010), ansonsten aber am 15. Mai abgehalten wird - ausgerechnet in Wien auf den 8. Mai gelegt, also auf den Tag, an welchem weltweit die Niederlage des Hitlerregimes gefeiert wird. So wie Revanchisten und Neonazis dies mit der deutsch-österreichischen Vergangenheit tun, fälschen auch die AntiimperialistInnen gröblich die Geschichte, wenn sie zum Beispiel behaupten: "In den Monaten vor und nach diesem Tag (Dezember 1947 bis Dezember 1948) wurden vom israelischen Militär rund 800.000 Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat in die Nachbarländer vertrieben und zu Flüchtlingen gemacht." [5] Da werden wesentliche Fakten ausgeblendet: Palästinensische Freischärler griffen sofort nach dem 29. November 1947 (Teilungsbeschluss der UNO Generalversammlung) jüdische ZivilistInnen an, es kam zu einem Bürgerkrieg, während dem sowohl Jüdinnen/Juden als auch AraberInnen flüchteten. Die meisten der ungefähr 700.000 Flüchtlinge wurden nicht zum Verlassen des jungen Staates gezwungen, und es hat Orte wie Haifa gegeben, von wo zehntausende AraberInnen flüchteten, obwohl sie der jüdische Bürgermeister bat, im Land zu bleiben. Unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung Israels am 15. Mai 1948 griffen die Armeen der arabischen Nachbarländer Israel an und im Laufe der Kampfhandlungen mussten ungefähr 60.000 AraberInnen das Land verlassen. In Israel blieben 160.000 arabische BürgerInnen, doch in den von arabischen Angreifern besetzten Gebieten des "Heiligen Landes" durfte kein/e einzige/r Jüdin/Jude bleiben. Es würde den Rahmen dieses kurzen Artikels sprengen, wenn ich auf alle Lügen und Geschichtsverdrehungen der AIK hier eingehen würde.

An und für sich wäre zu dieser antisemitischen Gruppierung alles gesagt und von daher überrascht es wenig, dass ausgerechnet der 8. Mai zum Anklagetag gegen Israel auserkoren wurde. Wenn aber auch das österreichische Sozialforum (ASF) diesen Aufruf übernimmt [6], dann wundert das angesichts dessen antifaschistischen und gewaltfreien Bekenntnisses doch sehr. Die AIK (und deren jüdischer Persilscheingeber Peter Melvyn) befürworten die Gewalt der Hamas und anderer Terroristen, die sie "Widerstandskämpfer" nennen. Die Tatsache, dass Hamas die "Protokolle der Weisen von Zion" in ihre Charta integrierte und dass im Hamas-Fernsehen Legenden von jüdischen Ritualmorden verbreitet werden, stört sie nicht.

Auf Anfragen beim ASF, warum ausgerechnet an diesem Tag und ausgerechnet in Wien gegen Israel demonstriert werden sollte und ob man sich als globalisierungskritische Gruppe bewusst ins Fahrwasser der AIK begebe, erhielt ich bis heute keine Antwort. Offenbar geben AntiimperialistInnen beim ASF mittlerweile den Ton an und darum kümmert diese selbsternannte "Alternative zu[m] Neoliberalismus, Zerstörung der Umwelt, Krieg, Sexismus und Rassismus" der Antisemitismus der AIK scheinbar nicht (mehr).


Anmerkungen

  1. http://www.zara.or.at/materialien/rassismus-report/rassismus-report-2003.pdf
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  2. http://de.indymedia.org/2003/07/56485.shtml
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  3. http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2006_01/gansel.html
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  4. http://www.kommunisten.at/article.php?story=20060802004204333
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  5. http://www.gazamussleben.at/de/2317
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  6. http://www.sozialforum-asf.at/achsen/46-achsen/117-solidaritaet-mit-palaestina-.html
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