Antisemitismus in Wiener Zeitung

Die rechtsextreme Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP), welcher das BM für Inneres eine "ausgeprägte Affinität zum Nationalsozialismus" attestiert, veröffentlichte Ende Jänner 2009 auf seiner Homepage afp-aktiv.info einen antisemitischen Text über den Mord an einem tschetschenischen Flüchtling in Wien. Darin bezieht sich die AFP positiv auf "einen bemerkenswerten Artikel" aus der regierungsamtlichen (!) Wiener Zeitung, "in dem es heißt, daß Israilov Jude war und möglicherweise in Verbindung mit internationalen Drogenschmugglern stand".

Am 15. Jänner erschien in der Wiener Zeitung ein Artikel von Werner Grotte zu diesem Thema. Und er ist ganz nach dem Geschmack von Rechtsextremen und Neonazis, wird doch dort tatsächlich das Gerücht wiedergegeben, beim Mordopfer handle es sich um einen Juden: "Szenekenner wollen [...] wissen, dass es sich bei I. um einen usbekischen Juden handeln könnte." Vom Gerücht ist es nicht mehr weit zur antisemitischen Invektive und so behauptet Grotte, "Mitglieder der so genannten 'Bucharischen Juden' [und damit wohl auch das Mordopfer] seien nicht selten im grenzüberschreitenden Drogenhandel [...] tätig. Ein Angehöriger dieses Clans soll im Vorjahr auch beim Drogenschmuggel ins Wiener Landesgericht ertappt worden sein."

Nach dem Skandal um den Neonazi-Verteidiger und Gaskammerleugner Herbert Schaller, dem in der Wiener Zeitung Anfang 2007 Platz zur Verbreitung seiner kruden Ansichten eingeräumt wurde, werden in der regierungsamtlichen österreichischen Tageszeitung nun also auch offen Gerüchte über die Juden verbreitet. Wolfgang Neugebauer hat in einem Schreiben an den zuständigen Staatssekretär Josef Ostermayer diesen über den jüngsten Vorfall in Kenntnis gesetzt.


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