Das Weltbild eines Palästinenser-Funktionärs
Dr. George Nicola, Vizepräsident der Palästinensischen Gemeinde in Wien, wird in der Wiener
Stadtzeitung Falter (13/2004) Raum geboten, seine Sicht der Welt darzulegen. Dass diese durchtränkt
ist mit antisemitischer Verschwörungstheorie, stellt offenbar für die Bündnispartner Nicolas
keinen Skandal dar. So unterblieb bis dato ein Aufschrei jener sozialistischen, katholischen,
gewerkschaftlichen und kommunistischen Gruppen aus dem Milieu der globalisierungskritischen Bewegung
(Austrian Social Forum), die zuletzt am 20. März 2004 gemeinsam mit der Palästinensischen
Gemeinde gegen die "Besatzung" Palästinas und des Iraks in Wien demonstrierten. Aber die
Verleugnung kennzeichnet grundsätzlich den neuen Antisemitismus, dessen Subjekten - sofern
sie vor arabischem/muslimischem Hintergrund sprechen - vielerorts alles nachgesehen wird.
Nicola hält die islamistischen Selbstmordanschläge vom 11. September 2001 für
eine Inszenierung des US-amerikanischen Geheimdienstes, der damit dem "Islam [...] schaden" wollte.
Dass auch bei dieser Verschwörung Juden und Jüdinnen ihre Finger mit im Spiel hatten,
deutet der Palästinenser-Funktionär mit einer Frage an: "Wo waren denn die 5000 Juden,
als das World Trade Center einstürzte?" Damit spielt Nicola auf die im arabischen Raum und
unter Neonazis kursierende Verschwörungstheorie an, wonach die abwechselnd als "Juden" oder
"Israelis" gekennzeichneten Menschen vorgewarnt worden seien.
Jene Anschläge, die sich nicht mehr den USA oder Israel in die Schuhe schieben lassen, werden
von Nicola offen legitimiert. In Israel sei die Ermordung von ZivilistInnen "legitimer Kampf gegen
die Besatzer", und den Anschlag von Madrid hätten sich die Spanier selbst zuzuschreiben, weil
sie sich "in einem arabischen Land eingemischt" haben. Voll der Lobes ist Nicola für den
Massenmörder Saddam: Dieser "wollte sich wenigstens nicht auf Kosten seines Volkes bereichern"
und habe "sein Volk ernährt".
Entsprechend seiner Weltsicht zieht es Nicola immer wieder nach rechts außen: Am 17. April 2002
sprach er etwa im Wiener "Haus der Heimat", in welchem sich seit 1996 rechtsextreme Vortragende die
Klinke in die Hand geben. Der Diskussionsabend mit dem Titel "Von Benes zu Sharon. Sudetendeutsche und
Palästinenser - Entrechtet und vertrieben" wurde organisiert von SOS Heimat, einer Anfang 2001 gegründeten
Initiative aus dem Umfeld der rechtsextremen Österreichischen Landsmannschaft,
und der FPÖ-nahen Wochenzeitung
Zur Zeit. Nicola behauptete damals, die "Israelis" hätten aus Jenin sechs palästinensische Kinder entführt,
um sie einmal "vielleicht für bestimmte Taten in Zukunft" verwenden zu können. Er empörte sich über
das Schweigen des "Christentums" angesichts der israelischen Belagerung der "Geburtskirche" in Bethlehem. Wenn
"irgendwo" eine Synagoge Ziel eines Anschlages werde, sei demgegenüber die "ganze Welt" in Aufregung. Da
dränge sich ihm der Verdacht auf, dass der "zionistische Machtapparat in der Welt schon so weit [ist], dass sie alles beherrschen".
Zuletzt war Nicola für den 23. Februar 2004 als Referent ("Apartheid in Israel") beim freiheitlichen Club 3 und
der Initiative Freiheitlicher Frauen (IFF) in der rechtsextremen Zeitschrift Der Eckart angekündigt.
Dass es sich bei Nicola nicht um eine vereinzelte Stimme handelt, verdeutlicht auch ein Blick auf die Homepage der
Palästinensischen Gemeinde, welche von ihm verantwortet wird.
Dort findet sich etwa eine "Karikatur", die in Stürmer-Manier drei als Juden kenntlich gemachte Geier zeigt.
Oder eine Fotomontage, in welcher der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon und US-Präsident George W.
Bush als Affen dargestellt werden. Diese wurde bezeichnenderweise von deutschen Neonazis übernommen. Und im
Gästebuch von Nicolas Internet-Seite lassen sich zahlreiche offen holocaustleugnende Einträge von Neonazis
finden (Menschenverachtende "Karikatur" »).