Rechte Leute von links
Die nationalbolschewistische Antiimperialistische Koordination (AIK) veröffentlichte am 17. Februar auf ihrer Homepage den Text "Yesterday in Italy, Today in Iraq the same crimes, the same resistance". Wie schon im Titel angedeutet, hat dieser eine skandalöse Gleichsetzung der nationalsozialistischen und faschistischen Verbrechen mit den Kämpfen im Irak, des antifaschistischen Widerstandes mit dem islamistischen Terrorismus zum Inhalt. In auffälliger Ähnlichkeit zu den Relativierungsversuchen seitens Rechtsextremer heißt es dort: "Bereits während des Zweiten Weltkrieges haben die anglo-amerikanischen Armeen grauenhafte Verbrechen begangen, durch Flächenbombardierung, welche Millionen Zivilisten vernichtet hat, insbesondere in Deutschland und Italien, nicht zu erwähnen Hiroschima und Nagasaki, wo die Amerikaner das größte Kriegsverbrechen aller Zeiten begingen, sogar Atombomben benützten, obwohl Japan schon auf den Knien lag. Hitlers Plan einer totalen Weltbeherrschung ist der gleiche Plan, den die USA bis jetzt befolgt. Wo immer sie hinkamen, die Sternenbannerarmeen, haben sie eine unendliche Blutspur hinterlassen."
Welche Weltanschauung im antiimperialistischen Milieu grassiert, belegt auch die Antwort der AIK auf eine kommunistisch motivierte Kritik an den islamistischen Positionen im irakischen und palästinensischen "Widerstand". Die deutsche Gruppe Neue Einheit berichtete unter dem Titel "Sollen ultrarechte und Nazi-Parolen im Raum stehen bleiben?!" über eine viel sagende Auseinandersetzung bei einem Treffen der Vorbereitungsgruppe für eine "Irak-Solidaritätskonferenz": "In diesem Papier [der Iraqi Patriotic Alliance (IPA] fällt auf, dass von einer 'zionistisch-imperialistischen Okkupation' oder auch direkt von einer 'zionistischen Okkupation' des Irak gesprochen wird. Dies muss entschieden zu Bedenken führen. [...] Zu behaupten, dass der Zionismus die Okkupation im Irak betreibe, heißt nichts anderes als zu unterstellen, dass der Zionismus die USA in der Hand hat. Wessen These das ist, brauchen wir eigentlich kaum zu erläutern - das ist eine ganz rechte These!" Weitere, für AIK und Konsorten "unangenehme Fragen" hatten die antisemitische Terrorgruppe Hamas zum Gegenstand: Diese behaupte, die USA und ihre Verbündeten würden "'als Werkzeug des Judentums unter einer zionistischen Verschwörung'" handeln. Die palästinensischen Objekte der Solidarität der AIK würden dabei "ausdrücklich, ganz in der Art des Zarismus und des Nazifaschismus, auf die berühmt-berüchtigten sog. 'Protokolle der Weisen von Zion'" verweisen. Abschließend wird gefragt: "Sollen wir diese sog. Analyse als Grundlage von Organisationen bei einer Konferenz zur Unterstützung des Irak unwidersprochen im Raume stehen lassen?! [...] Was für ein sog. 'Campo Anti-Imperialista' ist das, das solche rechten Thesen wütend verteidigt?"
Die Angesprochenen fanden es nicht der Mühe wert, inhaltlich darauf zu antworten, was auch eine Antwort ist. Stattdessen versuchte die AIK die Kritik als "einfältigen Kommentar" und "Blödsinn des politisch-korrekten Liberalismus" vom Tisch zu wischen. Wie stets in vergleichbaren Fällen wird der Antisemitismus im IPA-Papier schlicht und einfach geleugnet. Daneben belegt die AIK eindrucksvoll, dass die kritisierte Sichtweise auch die ihre ist. So sei es nicht gänzlich abwegig von "zionistischer Okkupation" zu sprechen, da "Israel als Staat entscheidendes Interesse an der Schwächung aller möglichen Herausforderer in der Region hat". Zur Hamas verliert die AIK bezeichnenderweise erst gar kein Wort ...