Grigat, Stephan, Simone Dinah Hartmann (Hrsg.): Der Iran. Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer

Mit einem Vorwort von Leon de Winter und einem Geleitwort von Henryk M. Broder. Innsbruck–Wien–Bozen: Studienverlag 2008. 292 S.

Eine Rezension von Andreas Peham


In Österreich stand am Anfang der breiteren öffentlichen Kritik an der Islamischen Republik Iran und deren terroristischer Politik nach innen wie außen ein Buch: der 2008 von Stephan Grigat und Simone Dinah Hartmann herausgegebene Sammelband Der Iran. Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer. Er versammelt größtenteils ausgezeichnete Vorträge, die auf einem internationalen Symposium an der Universität Wien im September 2007 gehalten wurden. Wie wenig es sich dabei um eine rein akademische Debatte handelt, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass der/die HerausgeberIn Reden aufgenommen haben, die auf der Kundgebung "Keine Geschäfte mit den iranischen Mullahs!" gehalten wurden. Auch wenn der unmittelbare Anlass für den Protest, das Milliardengeschäft zwischen der OMV und dem totalitären Regime in Teheran, heute nicht mehr gegeben scheint, ist die Forderung nach wirksamen Sanktionen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe dringlicher denn je. Sie wird bis heute von der Initiative STOP THE BOMB! mit Nachdruck erhoben.

Angesichts der atomaren Bedrohung Israels, des Staates der Überlebenden der Shoah, welche es laut der iranischen Führungsclique gar nicht gegeben hat, kann, ja muss auch Wissenschaft (gerade in Österreich und Deutschland) intervenieren. Der vorliegende Sammelband ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein gutes Beispiel dafür, dass Kritik nicht automatisch in Ressentiment umschlagen muss, wenn Empörung und leidenschaftliche Parteinahme mit im Spiel sind. Er versteht sich, so Stephan Grigat und Simone Dinah Hartmann, "als Einspruch gegen die Indifferenz, mit der große Teile der europäischen Öffentlichkeit dem Terror gegen die iranische Bevölkerung und der Vernichtungsdrohung gegen Israels seitens der Teheraner Mullahs begegnen". (S. 10)

Die Beiträge gliedern sich in zwei Themenblöcke: Die Politik der "Islamischen Republik" und Der Iran und Europa. Ideologiekritische und historische Texte (z. B. vergleicht Gerhard Scheit den Iran unter Ahmadinejad mit Hitlerdeutschland) stehen neben politikwissenschaftlichen und ökonomischen, was das Lesen sehr abwechslungsreich gestaltet. Besondere Verbreitung verdienen die (zum Teil nun erstmals auf Deutsch vorliegenden) Beiträge exil-iranischer (z. B. Fathiyeh Naghibzadeh, Wahied Wahdat-Hagh) und israelischer AutorInnen (Yossi Melman, Yossi Klein Halevi, Michael B. Oren).

65 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist die Welt wieder mit der Gefahr konfrontiert, wie sie aus der "Kombination von apokalyptischem Märtyrertum, Antisemitismus und der Technologie der Massenvernichtung" (Stephan Grigat) resultiert. Dass auch diesmal so wenige bereit scheinen, diese Gefahr zu sehen, ist ein Skandal - gerade in Österreich.


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