AIK zur Leugnung und zum "Missbrauch" des Holocaust

Mit einiger Verspätung hat die Antiimperialistische Koordination (AIK) auf die Holocaustleugner-Konferenz in Teheran (Holocaustleugner-Konferenz in Teheran mit österreichischer Beteiligung ») reagiert. Was als Verurteilung gedacht war, geriet streckenweise zur Apologie. Schon im Fall von Ibrahim Alloush (AIK und Holocaustleugnung: (K)eine Distanzierung ») zeigten sich die Probleme, die entstehen, wenn die Realität des (islamistischen) Antisemitismus schöngeredet werden soll.

Wie nicht anders zu erwarten, wird das internationale Treffen von Antizionisten, darunter namhafte Neonazis, bloß deswegen verurteilt, weil ea dem arabisch-islamistischen "Befreiungskampf" schade. Den Kampf gegen den "Missbrauch des Holocaust" will jedoch auch die AIK weiter führen.

Dem iranischen Regime wird vorgeworfen, es reite nur "rhetorische Attacken gegen Israel [...] anstatt den arabischen, aber auch afghanischen Befreiungskampf gegen die USA und Israel wirklich zu unterstützen". Mit der offenen Leugnung des Holocaust werde den bösen "Imperialisten" oder "Zionisten" in die Hände gespielt, weil diese dann ihren "Vorwurf, dass die arabisch-islamischen Befreiungsbestrebungen antisemitisch wären, ein Stück weit glaubhafter erscheinen lassen" können.

Tatsächlich macht die Offenheit, mit welcher islamistische Fanatiker die Shoah in Abrede stellen und offen einen weiteren Massenmord an Jüdinnen und Juden propagieren, den antiimperialistischen Verharmlosungen einen Strich durch die Rechnung. Aber immer noch will man bei den Objekten der bedingungslosen Solidarität nicht Antisemitismus erkennen, sondern bloß eine "Wut" über einen angeblichen "westlich-israelischen Missbrauch des Holocaust". Nicht zuletzt um nicht selbst in den Verdacht des Antisemitismus zu geraten, wird seine Existenz schlichtweg geleugnet: "Heute ist der historische Antisemitismus abgeklungen, weder seine politisch-sozialen Ursachen bestehen fort, noch erscheint er seinen ehemaligen Förderern weiterhin als politisch-soziales Instrument dienlich." Nur der "Zionismus" profitiere heute vom Antisemitismus, darum versuche er "ihn zu fördern". Gleich dem befreundeten Moishe A. Friedman erklärt die AIK den "Zionismus" dann auch gar zum "Komplizen" der Nazis. Daneben glaubt man in den "Imperialisten" die wahren "Hintermänner der Antisemiten" erkennen zu können. In auffälligem Gleichklang zu Rechtsextremisten behauptet auch die AIK, dass es eine "Zivilreligion des Holocaust" gebe. Von daher überrascht es wenig, dass die Leugnung des Menschheitsverbrechens als zu ermöglichende "freie Meinungsäußerung" bezeichnet wird. Der Tatsache zum Trotz, dass das Verbot der Holocaustleugnung in arabischen Ländern und im Iran gar nicht besteht, wird es von der AIK für den Erfolg der "Revisionisten" in diesen Staaten verantwortlich gemacht. Weil auch die AIK dem "Dogma" der "zionistischen Zivilreligion" nicht huldigt, sieht sie sich schließlich bereits als potentielles Opfer des NS-Verbotsgesetzes. Dies ist jedoch nicht als Ausdruck eines Schuldgefühles zu verstehen. Vielmehr dient es der in antisemitischen Kreisen so beliebten Täter-Opfer-Umkehr.


« zurück